Ischkurs Streiter

Da stand ich nun in Uchana. Der Auftrag, den mir die Priester meiner fernen Heimat Urruti gegeben hatten, war erledigt und ich für einige Zeit freigestellt. Daher war es meine Absicht, durch Midgard zu ziehen und für Ischkur zu kämpfen.
So erschien es mir schnell als eine gute Möglichkeit, meinen Schutzherrn zu ehren, indem ich am „Fünfkampf“ teilnahm. Dieser, so berichteten mir etliche begeisterte Einheimische, war in der tegarischen Steppe ein berühmter Wettkampf und fand in zwei Tagen in Uchano statt – eine Tagesreise von Uchana entfernt.
Da es hier regelmäßig verkehrende Kutschen gab, nutzte ich diese bequeme Reisemöglichkeit und erreichte noch am Nachmittag Uchano. Es war ein kleines Dörfchen, welches von einer nahen Burg überragt wurde, die den Herrn dieses Landstrichs beherbergte.
Kaum angekommen, wurde ich auch bereits zur Wettkampfleitung geführt. Man klärte mich auf, dass es sich beim Fünfkampf um einen Wettbewerb mit mehreren Disziplinen handelte, welcher in zusammengelosten Teams durchgeführt wurde. Nachdem ich signalisiert hatte, dass ich teilnehmen wollte, überreichten sie mir ein solches Los. Darauf war ein kleines Kreuz zu sehen und ein Knappe führte mich zum Zeltlager, wo meine Lagerstätte für die Zeit des Wettbewerbs lag. 
Dort traf ich auch prompt auf eine Frau, deren Aussehen – bedingt durch etliche Halsketten und Ohrringe aus Knochen – fast so exotisch erschien wie das meine hierzulande. Sie stellte sich mir als Leana aus Moravod vor und wir waren wohl im selben Team des Fünfkampfes.
Auf die Frage des Knappen, wie wir uns denn nennen wollten, ergriff ich direkt die Initiative: „Ischkurs Streiter!“
Begeisterung spiegelte sich nicht gerade in Leanas Gesicht wieder, aber tatsächliche Einwände erhob sie keine – weshalb die Sache erledigt war. Somit stand ich nun in der heiligen Pflicht, dieses Turnier zum siegreichen Abschluss zu bringen.
Anschließend verbrachten wir die übrige Zeit damit, uns im Zeltlager umzusehen und herauszufinden, wer unsere Kontrahenten werden würden.
Es stellte sich heraus, dass es drei Gruppen gab, welche als Favoriten galten – und deren „Zusammenlosung“ wohl unter einem günstigen Stern stand…
Die Barbaren waren eine Zusammenstellung waeländischer Krieger, die mit ihrer ungeheuren Körpergröße und Muskulatur Eindruck schindeten. Sie verbrachten ihre Zeit mit Gewichten. Ihnen nicht unähnlich waren die Unbezwingbaren, die jedoch etwas durchgemischter waren. Neben Krafttraining beschäftigten sie sich auch mit Hindernislauf. Zu guter Letzt gab es noch die Blender – deren Name allein nichts Gutes verhieß. Sie schienen Nichts zu tun zu haben und hockten im Zelt bei Bier und Frauen. Letztere liefen in einiger Zahl durch das Lager, aber nicht um am Turnier teilzunehmen, sondern einem unehrlichem Gewerbe nachzugehen, welches ihnen eines Tages die Seele rauben wird. Doch ich war nicht in der Lage, dass Schreckgespenst der Prostitution zu bannen, sodass ich mich vorerst damit abfinden musste, dass Uchano ein Sündenpfuhl sondergleichen war.
Neben den drei genannten und uns gab es noch sechs weitere Mannschaften, sodass wir insgesamt zehn verschiedene Teams waren, welche gegeneinander antraten.
Am nächsten Tag stieß ein weiterer Mann zu unserem Team. Er trug eine eng anliegende „Rüstung“ aus dickem Stoff (in meinen Augen allenfalls ein Schutz vor Kälte) und einen gelben Umhang. Er war sehr schmächtig und schien das Gegenteil eines Kämpfers zu sein – dennoch trug er eine verzierte Waffenscheide…die ein Kurzschwert beinhaltete. Uns stellte er sich als Davin vor, ein Mann aus dem südlich gelegenen Aran.
Nun holten wir uns Informationen, wie das Turnier denn genau gestaltet war. Der Fünfkampf gliederte sich demnach in Bogenschießen, Tauziehen, Staffellauf, Würfelspiel und Rätselraten. Dabei waren Bogenschießen und Würfelspiel Disziplinen in denen nur einer aus dem Team antrat während bei den Rätseln nacheinander der Kopf zerbrochen wurde. Das Besondere war, dass man beim Rätselspiel insgesamt neun Punkte gewinnen konnte, während ansonsten bei jeder Disziplin nur die Möglichkeit bestand, drei Zähler mitzunehmen.
Wir berieten uns und es stellte sich heraus, dass von den anderen keiner jemals einen Bogen in der Hand gehabt hatte, sodass mir diese Aufgabe zufiel. Beim Würfeln hingegen glänzten die Augen des schmächtigen Davins auf und es schien klar, dass er diese Aufgabe übernehmen würde.
Der nächste Tag kam und wir erwarteten gespannt, den Beginn des Wettkampfes – bei uns war dies erst am Nachmittag. Vorher flogen bereits drei Gruppen von eher unbekannten Jugendlichen aus der Umgebung aus dem Turnier.
Dann waren endlich wir gegen die „Unbezwingbaren“ dran. Zu Beginn nickten wir ihnen lediglich stumm zu, wir waren uns sicher, dass wir ihren Namen bald Lüge strafen würden.
Der Beginn verlief jedoch nicht optimal. Beim Bogenschießen verschoss ich gleich den ersten Pfeil, sodass die Unbezwingbaren mit Glück die ersten drei Punkte für sich verbuchen konnten.
Dann ging es über ins Tauziehen. Zutiefst skeptisch, begannen wir. Immerhin hatten wir einen besonders schmächtigen Mann und eine Frau in der Gruppe. Da hing viel an mir, das wurde mir bewusst. Doch meine athletischen Fertigkeiten sollten sich gegen die durchtrainierten Gegner bezahlt machen.
Mehrere Minuten hingen wir am Zweifel und gruben die Schuhe tief in den Schlamm ein und oft war die eine oder andere Mannschaft kurz vor dem Sieg. Doch jedes Mal ging es wieder zurück zur Mitte und unsere Kraft drohte uns zu verlassen. Die Arme drohten zu erlahmen, aber Ischkur schenkte uns noch einmal seine Unterstützung und wir zogen die Kontrahenten über die Linie.
Auch im Staffellauf gewannen wir, ebenso wie im Würfeln. So stand es zu Beginn des Rätselns 9 zu 3. Entschieden war Nichts, die Rätsel für Davin und Leana waren sogar so schwer, dass sie scheiterten. Die Unbezwingbaren schafften eines, nur noch 9 zu 6. Sollte ich scheitern und unsere Gegner die richtige Antwort finden, so wäre wieder alles offen. Ich spürte die Verantwortung, doch war ich sicher, dass ich mit Ischkurs Beistand die Lösung finden würde.
„Es ist ein wildes Tier
du putzt es am Morgen
es ist gelb und grün
doch siehst du es auch auf der Wiese stehen.“
Ischkur war mit mir, denn ein solch einfaches Rätsel konnte ich in zwei Sekunden lösen – es handelte sich um die Pflanze Löwenzahn.
Darüber hinaus scheiterten die Unbezwingbaren und waren somit vernichtend mit zwölf zu sechs geschlagen.
Nach einer kurzen Pause wurden uns die nächsten Gegner präsentiert: die Blender. Der Name allein verhieß bereits Betrügerei. Aber zunächst ließen wir es auf uns zukommen und diesmal traf ich zielsicher mit dem Pfeil ins Schwarze – die ersten drei Punkte.
Beim Tauziehen kam es dieses Mal jedoch zum Eklat. Kaum hatten wir begonnen, rutschte es allen Streitern Ischkurs aus der Hand. Die Blender lachten uns aus und forderten, dass wir unsere Niederlage eingestanden. Doch wir bestanden selbstverständlich auf einen Knappen, welcher das Seil wegbrachte, um es untersuchen zu lassen – die Disziplin wurde vorerst ausgesetzt.
Wir machten also mit dem Staffellauf weiter, doch dieses Mal inspizierte ich vorher die Strecke. Dabei stellte sich heraus, dass wohl jemand ein Hindernis angesägt hatte. Schnell wurde es repariert und wir konnten mit Leichtigkeit gewinnen, denn gleich der erste Läufer der Blender stolperte und fiel der Länge nach in den Dreck. Er hatte wohl noch zu viel Alkohol im Blut.
Im Rätselspiel gelang es dann auch Leana und mir zu punkten, sodass die Blender mit eingezogenem Schwanz von dannen zogen. Fiese Tricks und Betrügereien wurden von den Göttern nicht gerne gesehen und das bekamen diese Nichtsnutze direkt zu spüren.
Dann standen wir auch schon im Finale. Gegen die Barbaren, die letzte Favoritenmannschaft.
Doch beim Bogenschießen riss die Sehne meines Bogens. Ich äußerte Betrugsverdacht, doch der Knappe meinte, ich hätte schlicht Mist gebaut.
Es ging wieder zum Tauziehen über. Leana und ich riefen vorher höhere Kräfte an, unsere Körper zu stärken. Dass sie die hohen Götter über den Umweg der Tiere pries, minderte ihre Zauberkraft nicht im Geringsten – und gegen die Vielfalt der Verehrung des Göttlichen störte ich mich in dieser Situation auch kaum.
Wieder ging es lange hin und her, doch war es nicht ansatzweise so ausgeglichen wie gegen die Unbezwingbaren. Meist pendelte es zwischen der Mitte und unserer Niederlage hin und her. Etliche Minuten vergingen und die Muskeln in unseren Armen drohten zu explodieren. Mehrfach hob der schmächtige Davin leicht ab. Sein Einsatz spielte leider kaum eine Rolle in diesem Kräftemessen. Und dies gab wohl letzten Endes den Ausschlag – wir stürzten zu Boden und verloren damit noch einmal drei Punkte an unsere Kontrahenten aus dem hohen Norden.
Doch im Staffellauf gelang uns die Rückkehr in den Wettbewerb und mit drei zu sechs Punkten gingen wir ins Würfelspiel. Aber hier kam es zunächst zu einer hitzigen Diskussion – Davin hatte seine eigenen Würfel einschmuggeln wollen und war entdeckt worden. Doch er erklärte rasch und überzeugend, dass es sich dabei lediglich um eine persönliche Vorliebe handelte. Mit Betrug hatte das nichts zu tun!
Die Waeländer hatten ihn schon in Boden stampfen wollen, aber die geschickte Zunge des Araners beschwichtigte sie. Und er schlug sie!
Damit war alles wieder offen und es ging ins Rätselraten. Doch dieses Mal schien mich Ischkur stärker prüfen zu wollen.
„Es hat Hände, die nicht greifen,
Augen, die nicht sehen,
Zähne, die nicht beißen,
Füße, die nicht laufen.“
Ich scheiterte zu meiner Schande. Leana machte weiter und erhielt folgendes Rätsel.
„Nachts siehst du es am Himmel stehen,
doch kann man es auch in deinem Gesichte sehen,
mal mit i, mal mit e.“
Die Schamanin stand auf dem Schlauch. Mit aufeinandergepressten Lippen, zerfurchtem, angestrengtem Gesicht saß sie da und die Zeit verrann.
Auch ich musste überlegen, doch erhielt ich eine göttliche Eingebung. Ich schlug mir gegen die Stirn. Wiederholt. Es tat nach dem zehnten Mal echt weh. Aber es half!
Nach einem kurzen Moment kam Leana darauf: „Stirn und Stern!“
Doch die Barbaren waren bereits durch mit ihren drei Rätseln durch. Sie hatten zwei geschafft und nun musste Davin gewinnen, damit wir überhaupt noch ein Unentschieden erreichen konnten.
Er erhielt das wohl seltsamste Rätsel von allem, etwas von einem Hund und Wasser. Der Araner überlegte lange. Seine Fragen brachten ihn kaum weiter, er wusste nur sicher, dass es wirklich um ein Tier ging. Die Sandkörner rannen durch die Uhr. Ratlos sahen Leana und ich uns an. Nichts kam uns in den Sinn.
Dann rutschte das letzte Sandkorn durch die Engstelle und just in diesem Moment japste Davn: „Seehund!“ Richtig! Wir hatten unser Unentschieden und es kam zum Gruppenrätsel.
„Atemlos ohne Atemnot,
lebt es kalt wie der Tod,
trinkt obwohl es Durst nicht spürt,
hat einen Panzer, der nicht klirt.“
Gleichzeitig schoss es aus uns heraus: „Fisch!“ – die Barbaren machten in der Folge ihrem Namen alle Ehre und scheiterten!
Jubelnd sprangen wir auf. Direkt sandte ich ein Dankgebet an Ischkur, welcher uns den Sieg geschenkt hatte. Anschließend wurden wir zur Burg geleitet, wo unsere Belohnung wartete. Auf dem Weg dorthin fiel uns einmal mehr auf, wie überdimensioniert diese Wehranlage im Vergleich zu dem beschaulichen Dorf mit ein paar dutzend Häusern war.
Auch wurden wir informiert, dass es eine Goldmedaille als Belohnung gab sowie einen robenartigen Überwurf aus Seide, welcher für festliche Anlässe gedacht war. Man konnte sich die Medaille prägen lassen und ich verordnete, dass man in meinem Falle „Zu Ischkurs Ehren“ eingravieren sollte. Leana verzichtete darauf, Davin ließ seinen Namen und die weiteren Daten des siegreich abgeschlossenen Fünfkampfes hineinritzen.
Der Burgherr empfing uns direkt und sehr freundlich. Er hatte eine enorme Statur mit zwei Metern Größe und einigem Gewicht. Airimes war sein Name und er trug im Gesicht, ähnlich wie ich, eine wulstige, äußerst schlecht verheilte Narbe. Der Mann war äußerst redselig und fing einen äußerst langen Vortrag an, auf die Frage, warum die Burg so groß sei.
Die Festung Uchanos sei schon viel länger hier, als Außenposten, bevor sich Menschen in einem Dorf in der Nähe ansiedelten. Die Vorfahren des jetzigen Burgherrn hätten sich diese Burg vor einigen Generationen gesichert und über Raubzüge einen enormen Schatz angehäuft – Airimes drängte uns dazu, diesen zu betrachten. Auf meine Frage, ob diese Raubzüge gegen wehrhafte Barbaren oder gegen schutzlose Bauern geführt wurden, wiegelte der Mann schnell ab. Es seien natürlich nur unehrenhafte Banditen gewesen und außerdem habe er selbst niemals an solchen Aktionen teilgenommen.
Schließlich ließ der Burgherr es sich nicht nehmen, uns seinen riesigen Goldschatz zu präsentieren. Ich war jedoch froh, dass unsere Belohnung nicht aus diesem gewählt wurde – mit Diebesgut wollte ich Nichts zu tun haben. Stattdessen aßen wir zunächst köstlich zu Abend und Airimes eröffnete uns, dass diesen Abend alle unsere Kosten für Alkohol und Huren auf ihn gehen würden. Das war für mich persönlich belanglos, aber wir erhielten außerdem eine Urkunde, die man in Kalimar werde einlösen können. Dieser Ort läge etwa fünf bis sieben Tage von hier entfernt, der Burgherr schien sich da etwas unsicher zu sein. Für die Abreise am anschließenden Tag werden Pferde und ausreichend Proviant bereit stehen. In der entfernten Stadt schließlich erwartete uns die eigentliche Belohnung im „wütenden Ringer“.
Mit diesen Erläuterungen schloss sich der Abend in der Burg ab und es ging zurück ins Zeltlager, um dort zu feiern. Während ich mich zurückhielt und allenfalls in Gesprächen kundtat, dass es nicht nur unsere eigene Kraft sondern vor allem Ischkurs Beistand gewesen war, der den Sieg ermöglichte, ertränkte sich Davin beinahe selbst im Alkohol. Leana dagegen verschwand relativ rasch und, wenn ich mich nicht täuschte, sogar mit einer Frau in ihrem Zelt. Die Moraven oder die Schamanen (oder beide) hingen wohl äußerst interessanten Vorstellungen an…
Am nächsten Tag begann dann unsere Reise nach Kalimar, die versprochenen Pferde und Proviant warteten in der Tat auf uns. Davin wirkte „etwas“ verschlafen und über die Maßen misslaunig, während Leana etwas seltsam roch und auf Nachfrage nur breit grinste und etwas von „Kräutern“ nuschelte. Dass ich ausgerechnet mit solchen Menschen unterwegs war, erschien mir sehr seltsam, aber die Wege Ischkurs sind unergründlich.
Am ersten Tag ritten wir auf der Handelsstraße Richtung Osten, links von uns eine weite Grasebene, rechts eine steinig-hügelige Landschaft. Es geschah nichts weiter und auch die Nacht in der tegarischen Steppe war ruhig und gemütlich am Lagerfeuer zu verbringen.
Der nächste Tag führte uns weiter, gesegnet durch Arinnas Leuchten über unseren Köpfen. In der Ferne konnten wir links der Straße einen Wald erkennen, der jedoch nicht weiter interessant erschien. Abends kamen wir dann an eine Abzweigung von der eigentlichen Straße. Ein schmaler Pfad führte fort und dort konnte man ein Haus erkennen. Davin und Leana merkten an, dass man dort vielleicht eine Unterkunft finden könnte und so ritten wir dorthin.
Das Haus wirkte alt und wenig gepflegt, wenngleich nicht einsturzgefährdet. Einige Spuren vor der Tür ließen erahnen, dass hier dennoch jemand wohnte. Doch brannte kein Licht und ich plädierte dafür, unser Zelt aufzuschlagen und nicht einzudringen.
Doch die Neugierde meiner Begleiter war geweckt und sie öffneten die Tür und traten ein. Ich blieb währenddessen draußen und band die Pferde an. Dann hörte ich, wie Leana eine Zauberformel rief und nichts geschah. Kurz danach teilte sie uns mit, dass etwas ihre Magie blockiere. Kurz danach schoss ein Pfeil dicht an meinem Kopf vorbei und blieb bebend in der Außenwand des Hauses stecken.
„Geht weg! Das ist mein Haus! Einbrecher, verschwindet!“
Ich hob beschwichtigend meine Hände und sah mich um. Der Schütze hatte sich über die Büsche angeschlichen, die hier überall herumstanden.
„Wir wollen dir nichts tun! Wir sind einfache Wanderer, die Schutz für die Nacht suchten!“
„Verpisst euch! Das ist mein Diebesgut!“
Intelligent schien der Mann nicht zu sein. Und dann erhob er sich aus seiner Deckung, zog sein Schwert und stürmte auf mich zu. Damit war sein Schicksal besiegelt – Ischkurs Gerechtigkeit würde über den Sünder hereinbrechen. In einer fließenden Bewegung zückte ich meine Streitaxt, das Schild und entfesselte einen heiligen Zorn über den dreisten Angreifer.
Sobald er mich erreichte war auch Leana an meiner Seite. Gemeinsam begannen wir das hitzige Gefecht mit dem Dieb. Dieser war zwar schlecht ausgestattet, trug zerschlissene Kleidung und kämpfte nur mit einem kleinen Schwert. Doch das machte er mit überraschend guten Kampfkünsten wett. Wo die flinken Angriffe kamen, tat ich mir schwer, das Schild rechtzeitig hochzureißen und kassierte schnell einige Treffer.
Leana neben mir kämpfte äußerst verbissen und schien keineswegs die Rolle der schwachen Frau ausfüllen zu wollen. Doch ihre Hiebe hatten nicht die Wucht, die ich mit meiner Streitaxt erzielen konnte und es war wohl zweifelhaft, ob sie diese Waffe überhaupt hätte halten können.
Der Dieb entwickelte jedoch trotz seines Kurzschwertes eine ungeheure Durchschlagskraft und brachte mich bald an den Rand der Erschöpfung. Doch Ischkur wirkte durch mich, ich konnte niemals erlahmen! Mit seinem Namen auf den Lippen, ließ ich jeden Hieb heftiger auf ihn niedergehen und versank ganz in meiner Kampfeswut. Auch Leana schien sich hineinzusteigen, ihre Hiebe wurden kräftiger und etwas Tierhaftes schlich sich in ihren Gesichtsausdruck. Es wirkte wie eine Mischung aus Lust und Wahn.
Letzten Endes vermochte ich nicht mehr zu sagen, wer den entscheidenden Schlag landete, aber auf jeden Fall ging der Dieb zu Boden und wir erwachten aus der Versunkenheit des Kampfes, wo die Gedanken nur bis zum nächsten Schlag reichten. Leana begann den Mann zu verarzten, nachdem ich ihm Hände und Füße gefesselt hatte. Schließlich wollten wir ihn noch verhören. Vorerst wendete ich mich jedoch dem Haus zu, aus dem gerade Davin kam, die Arme voll mit einigen Waffen, die er dort gefunden hatte.
Erbost ging ich ihm entgegen und begann ihm darzulegen, wie unverantwortlich und asozial er sich verhalten habe. Zwar gelang es ihm, mich ein wenig zu beschwichtigen, da er sich sicher gewesen sei, wir würden ganz bestimmt keine Probleme haben. Allerdings ging ich im folgenden Rededuell, was sich vor allem um Kampftaktiken drehte, als Sieger hervor – womit ich die Rolle des Anführers ein Stück weit für mich festigen konnte. Bei solchen Chaoten musste ja schließlich einer mit kühlem Kopf und dem rechten Glauben das Sagen übernehmen.
Nach diesem Disput begannen wir mit dem Verhören des Diebes, der sich als sehr widerspenstig herausstellte. Zumindest den Namen Aldwin bekamen wir aus ihm heraus. Darüber hinaus sagte er uns nur, dass das Haus nicht gut für uns sei und wir uns fern halten sollten. Die Frage, warum er dann dort lebe, beantwortete er nur stark nebulös. Es ging in die Richtung, dass das Haus ihm (und nur ihm, das wurde er nicht müde zu betonen) „vertraute“.
Schließlich gaben wir es auf und schlugen die Zelte gegenüber dem Haus auf, Aldwin ließen wir beim Lagerfeuer liegen. Was während der Nacht geschah, berichtete mir Leana später, denn sie weckten mich nicht.
Davin hörte bei seiner Wache eine Stimme aus dem Haus.
„Gebt ihn mir!“
Immer wieder erklang die schaurige Stimme, die entfernt wie eine gequälte und verzweifelte, aber auch schreckliche und grausame Frau klang.
„Gebt ihn mir!“
Der Händler aus dem Süden weckte die Schamanin aus dem Norden, in der Hoffnung, sie kenne sich mit solchem Spuk aus. Aldwin rollte unruhig neben dem Lagerfeuer hin und her.
„Gebt ihn mir! Gebt ihn mir!“
Furchtlos, doch ein wenig irritiert, trat Leana vor das Haus. „Wen sollen wir dir geben? Wer bist du?“
„Aldwin! Gebt ihn mir!“ – die Stimme klang immer grausiger und ungeduldiger. Eine eisige Kälte ging vom Haus aus und das Lagerfeuer begann zu flackern. Davin und Leana berichteten mir am nächsten Morgen von den Schatten, die sich seltsam bewegt hatten, als würden sie leben und lauern…
„Warum sollen wir ihn dir geben?“ Es war wieder Leana, die sprach.
„Er gehört mir! Aldwin versprach mir seine Seele! GEBT IHN MIR!“
Dann gaben sich meine Mitreisendem der Stimme hin. Ich weiß nicht, ob sie verhext wurden oder ob sie aus freien Stücken so abscheulich handelten. Die beiden öffneten die Tür und schleiften den unruhigen Aldwin hinein. Als sie heraustraten, schlug die Pforte heftig hinter ihnen zu und ein wohliges Schaudern schien durch das Haus zu laufen.
Man weckte mich zu meiner Wache und berichtete mir. Das Geschehen beunruhigte mich und ich erwartete das Aufsteigen der Sonne. Denn lieber hatte ich das Licht Arinnas auf meiner Seite, wenn ich mit Ischkurs Zorn in mir in dieses Gebäude eindrang, um den Menschen zu retten, der sich aus unerklärlichen Gründen der Finsternis hingegeben hatte. Was auch immer er getan hatte, die Seele durfte ein Mensch nicht verlieren.
Wie sich herausstellte, ließ sich die Tür bei den Strahlen der ersten Sonne nicht öffnen. Stattdessen schlug ich ein Fenster ein und kletterte so hinein. Das Haus war äußerst unordentlich, doch das störte mich kaum. Schließlich hatte Davin ja bereits alles abgesucht. Mein Ziel war Aldwin und vielleicht dieses Monster, was hier lauerte – wenngleich ich kaum für einen Kampf mit einer solchen Bestie gewappnet war.
Der Dieb war jedoch verschwunden. Vom Haus verschluckt. Ich stieß ein kurzes Gebet aus und hoffte, dass der Mann sich vielleicht irgendwie retten würde. Ansonsten musste er den höchsten Preis zahlen, den man für den Pakt mit dunklen Mächten zahlen konnte.
Allerdings war mein Eindringen nicht ganz umsonst. Zufällig erspähte ich zwischen den Dielen ein Geheimversteck und barg zwei Schriftrollen, die ich nicht entziffern konnte. Ich brachte sie zu Leana, die anmerkte, es handele sich um Spruchrollen. Welche genau, vermochte sie jedoch auch nicht zu sagen.
Dann reisten wir weiter auf der großen Straße, Kalimar entgegen. Es schauderte uns bei dem Blick zurück zu dem Spukhaus. Vielleicht würde ich eines Tages zurückkommen, um es zu zerstören. Ischkur war in diesem Moment wohl äußerst enttäuscht, dass ich nicht derzeit mehr schaffte. In Gebeten bat ich um Verzeihung.
Der dritte Tag unserer Reise verging ereignislos, abgesehen von einem Feldweg, der uns jedoch nicht sonderlich interessant erschien, da er sich in der Steppe verlor.
Ab dem vierten Tag stieg der Weg an, das Land wurde hügeliger.
Am fünften Tag schließlich erreichten wir einen Fluss, über den sich eine Brücke spann. Davor zweigte ein Weg ab und führte zu einem Wald. Interessanter schien uns jedoch ein Gehöft auf der anderen Seite, wo einige Häuser inmitten von kleinen Kornfeldern standen. Daher wählten wir den Weg über die Brücke und ritten zu den Menschen dort. An diese Einsiedelei grenzte ein See, welcher verlockend im Abendlicht glitzerte.
Wir klopften bei einem Stall, wo wir die Pferde unterstellen konnten und wurden zum Haus gegenüber verwiesen, wo die Familie immer ein paar Betten für Reisende übrig hatte. Wir folgten dem Rat und trafen auf eine sehr freundliche, etwas ältere Dame. Diese bot uns direkt Zimmer und etwas Warmes zu Essen an. Es kostete nicht viel und wir waren froh, wieder bequem nächtigen zu können.
Als wir nach dem Spukhaus fragten, berichtete die Frau, dass dort wohl einst eine schwarze Hexe gelebt habe. Man habe sie ihm Fluss ertränkt, seitdem suche sie das Haus heim. Sie riet uns, es nicht zu betreten und wir verschwiegen an der Stelle, dass wir bereits eingedrungen waren…
Ansonsten empfahl sie uns, ein Bad im See zu nehmen. Das sei äußerst erfrischend. Wir nickten und zumindest ich beschloss für mich, das auch am nächsten Tag zu tun. Vorher gingen wir jedoch schlafen und genossen die Nacht im sicheren Haus.
Der nächste Tag begann mit einem leckeren Frühstück und einem Bad im See, welches äußerst erholsam war. Ich schwamm sehr weit in den See hinein, um zum einen meine Schwimmfähigkeiten nach einiger Pause wieder aufzupolieren und zum anderen, da bald Leana auftauchte und ich sie nicht beschämen wollte. Wobei ihr das wohl herzlich wenig ausgemacht hätte…
Anschließend packten wir unsere Sachen und machten uns wieder auf die Reise. Der Tag verging ereignislos und wir schlugen das Nachtlager auf. Doch Leana und ich waren so energiegeladen, dass wir die ganze Nacht aufblieben. Das Wasser dieses Sees barg eine mysteriöse Kraft und wir wunderten uns nicht, dass sich dort ein paar Menschen angesiedelt hatten.
Der nächste Tag verging ohne weiteres, abends waren wir dann auch wieder alle müde. Am achten Tag schließlich erreichten wir gegen Vormittag Kalimar. Zuerst erspähten wir drei Türme, die Straße entlang. Ohne die Urkunde aus Uchano wären wir nicht vorbeigelassen worden. Man schien hier wohl ganz schöne Probleme mit unredlichen Gestalten zu haben.
Kalimar an sich war nicht so groß wie erwartet, etwa fünfzehn bis zwanzig Häuser standen hier. Da war das Gasthaus „Zum Wütenden Ringer“ schnell ausfindig gemacht. Im Stall konnten wir die Pferde unterbringen, dann traten wir ein.
Hinter dem Tresen stand ein Zwerg, der sich uns rasch als Gortag vorstellte. Kaum hatte er uns Essen und Trinken aufgeschwätzt wies er schon auf die Waffen hin, die hinter ihm an der Wand hing. Minutenlang berichtete er über die Kunstfertigkeit, mit der sie gemacht waren und wie toll sein Freund sei, der diese geschmiedet hatte. Uns blieb nicht viel, als das über uns ergehen zu lassen, denn es war unmöglich, vorher von ihm angehört zu werden.
Schließlich übergab er uns dann die Belohnung, als Leana mit der Urkunde vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Es handelte sich um zwanzig Goldstücke, die Davin stutzen ließen, aber auch um einen Heiltrank. Solche waren äußerst wertvoll und wir bedankten uns.
Anschließend eröffnete der Zwerg ein Wettessen. Solcher Völlerei wollte ich mich nicht hingeben, doch der Araner schien irdischen Exzessen niemals abgeneigt und setzte sich sogleich an den Tisch. Allerdings machte er sich rasch unbeliebt, als er versuchte, etwas von seiner Portion auf den Boden fallen zu lassen.
Was dann folgte, schien hier so häufig zu sein, dass sich der Name des Gasthauses erklärte. Innerhalb weniger Sekunden waren mehrere Tische umgeworfen, mit der Platte einen Kreis bildend. Inmitten dieses Rings stand Gortag mit dem etwas verwirrt dreinblickenden Davin.
„Du Betrüger! Dafür kriegst du jetzt ordentlich aufs Maul!“
Und die Schlägerei endete so schnell, wie sie begann. Davin unterlief den ersten Hieb des Zwerges und setzte einen Hieb an die Milz seines Kontrahenten. Ächzend ging der auf die Knie und klopfte zum Zeichen seiner Niederlage auf den Boden. Der Händler schien nicht viel Kraft zu haben, machte das aber mit einiger Geschicklichkeit wett. Das brachte ihm einigen Respekt meinerseits ein, doch Gortag fand diese Aktion nicht sonderlich witzig. Er plädierte darauf, dass der Araner irgendein Hexenwerk eingesetzt habe und verweigerte ihm den weiteren Aufenthalt in diesem Haus.
Um den Zwerg zu beschwichtigen, stieg ich nun in den Ring. Doch auch dieser Kampf war schnell vorbei, dieses Mal hatte Gortag das nötige Glück und verpasste mir einen unbequemen Treffer an den Hals, der mich einknicken ließ.
Der Triumph beflügelte den Zwerg und er meinte, er habe größten Respekt vor mir, da ich ein ehrlicher Kämpfer sei. Die Wahrheit war wohl eher, dass wir hier einen der schlechtesten Verlierer Midgards vor uns hatten. Aber zumindest durfte Davin nun wieder einkehren und er setzte sich sogleich an den Tresen und bestellte ein Bier nach dem anderen.
Leana und ich beschlossen, die Zeit sinnvoller zu nutzen und schlenderten durch Kalimar. Der Weg führte uns zuerst zum Marktplatz, wo unterschiedliche Besorgungen gemacht wurden. Unter anderem marschierte die Schamanin schnurstracks zu einem Alchimisten, um ihre Auswahl an „Kräutern“ zu erweitern. Anschließend ließen wir bei einem Magiekundigen für ein wenig Gold die Schriftrollen identifizieren. Bei ihnen handelte es sich um Sprüche, die vor allem für Leana interessant waren, sodass ich sie ihr überließ.
Während wir auf dieses Ergebnis warteten hatten wir noch Gelegenheit, dem Marktschreier zuzuhören. Der berichtete von verschiedenen Tätigkeiten, die man hier erledigen könnte. Das Angebot reichte vom Küchengehilfen über die Aushilfe bei der Stadtwache im Falle eines Diebes bis hin zur Monsterjagd.
Wir beschlossen, uns zunächst im Falle des Diebes weitere Informationen einzuholen, stellten aber rasch fest, dass der Herold wohl nicht auf dem neuesten Stand war. Man hatte den Übeltäter bereits gefasst. Somit beschlossen wir, den nächsten Tag zu nutzen, um uns über die „Bestie“ zu informieren, welche Kalimar heimsuche.
Zurück im Gasthaus erlebten wir ein Würfelspiel zwischen Gortag und Davin mit, bei dem es der Araner schaffte, die Kosten für die zehn Bier, die er getrunken hatte, reinzuholen. Nach dieser „Glanztat“ gingen wir alle zu Bett.
Den nächsten Morgen suchten wir die Kaserne auf, um den Verantwortlichen Sergeant für die „Bestie“ zu finden. Wir wurden jedoch auf den Nachmittag vertröstet, denn erst im Biergarten wolle sich Josch Graubart, so der Name des Mannes, mit Fremden unterhalten. Kaum hatte Davin von diesem Versammlungsort alkoholkranker Menschen gehört, stürmte er dorthin und verbrachte viel Zeit dort.
Später gingen dann auch Leana und ich dorthin und setzten uns zu dem Sergeant. Der bereits gut angetrunkene Davin hockte sich zu uns und wir begannen eine Unterhaltung mit dem Anführer der hiesigen Wachen. Rasch stellten wir fest, dass der jedoch nur sprach, wenn er ein Bier in der Hand hatte. Und da er nach jedem Satz seinen Humpen leerte, bestellte ich schließlich entnervt ein Fass an den Tisch, wo er sich abfüllen konnte, was er wollte.
Die „Bestie“ war noch nicht gesichtet worden, allerdings hatte dieses etwas in den letzten Wochen dutzende Ponys getötet und einige Menschen waren verschwunden, zuletzt einige Bengel aus Kalimar. Dementsprechend war eine enorme Belohnung ausgesetzt. Allein die Stadtverwaltung würde 1200 Gold zahlen, dazu kamen die Ponyzüchter, Farmer und Händler, welche ebenfalls bereit waren, viel zu zahlen.
Bevor der Mann dann auf Grund eines Übermaßes an Bier wegnickte, nuschelte er noch etwas vom „Strahlenden Harald“, einer Kneipe in der sich einige Jäger versammelt hätten, die ebenfalls die Bestie erlegen wollten.
Wir machten uns daher auf den Weg dorthin, der Bedienung wenig Gold in die Hand drückend, weil sie selbst den Überblick verloren hatte, wie viel Davin und Josch getrunken hatten.
Die Nachforschungen im Strahlenden Harald gestalteten sich weniger einfach als erwartet, da die Kämpfer und Jäger mit Informationen geizten. Dennoch konnten wir letzten Endes dank Davins Überredungskünsten und ein wenig Gold herauskriegen, dass es Sichtungen mehrerer auffälliger Tiere gab. So seien hier übergroße Schwarzbären, hausgroße Spinnen oder kaum definierbare Wesen im Schatten unterwegs. Letzten Endes erhielten wir den Namen Jens Lebegut und setzten uns mit diesem auseinander.
Der Jäger berichtete von einer verlassenen Farm im Südwesten, die hinter der „verfluchten Ebene“ (eher eine Schlucht, wie sich später herausstellte) lag. Er selbst habe dort wenig mehr, als seltsame Spuren und ein undefinierbares Wesen im Augenwinkel gesehen.
Das erschien uns zunächst erfolgsversprechend genug und wir machten uns auf den Weg zu dieser Farm.
Die meiste Zeit konnten wir einem Pfad folgen, bis wir plötzlich auf einen Bären trafen, welcher die Straße blockierte. Davin begann mit ausgebreiteten Armen und „gruselige“ Geräusche ausstoßend auf das Tier zuzulaufen, welches ein wenig zurückwich. Leana und ich liefen dann in einem Abstand um den Braunbären herum, der sich schließlich aus dem Staub machte, sodass Davin uns folgen konnte.
Das Nachtlager schlugen wir in der Schlucht auf, welche als „verflucht“ galt. Uns schien sie wenig mehr als lediglich etwas verlassen und trostlos.
Die folgende Nacht bewies uns das Gegenteil. Es war während Leanas Wache, als sich eine Rinderhorde näherte, die in Stampede verfallen war. Der Schamanin gelang es mit Leichtigkeit, sich an den Rand der Schlucht zurückzuziehen und somit in Sicherheit zu gelangen, doch Davin und ich schafften es nicht rechtzeitig und wurden noch im Zelt von mehreren Tieren überrannt.
Wir erlitten zwar keine ernsthaften Verletzungen, dafür waren unsere Unterkünfte zerstört und die nächsten Tage mussten wir alle in Leanas Zelt schlafen.
Am nächsten Mittag erreichten wir die besagte Farm, oder zumindest konnten wir sie aus der Ferne bewundern. Einige Soldaten, angeführt von „Unteroffizier“ Dubrum, schienen hier militärische Übungen mit magischer Unterstützung abzuhalten. Schnell zerstreute er unsere Bedenken, hier spuke es, und empfahl uns lieber zum letzten Ort eines Überfalls zu gehen.
Etwas irritiert über die seltsamen Aktionen der Tegaren bei der Farm, stapften wir los. Es war bereits Abend, als wir die Ponyherde mit ihren drei Bewachern erreichten. Diese hatten uns wenig zu erzählen. Die ursprüngliche Herde war wohl angegriffen worden, woraufhin sich die Tiere in alle Himmelsrichtungen verteilt hatten. Der Haufen vor unseren Augen war wieder zusammengetrieben worden und stand nun unter dem Schutz der Wache Kalimars.
Wir wollten gerade schlafen gehen, da begann Davin fiebrig nach Alkohol zu fragen. Ein mehrfaches Nein der Männer akzeptierte er nicht. Schweiß lief über sein Gesicht und er begann zu zittern, wenngleich er direkt neben dem Lagerfeuer saß.
„Es tut mir Leid, wir dürfen während dem Dienst keinen Alkohol trinken. Anordnung unseres Hauptmanns Josch Graubart.“
Als der Mann fertig gesprochen hatte, erntete ein derbes Lachen unsererseits. Entweder war der Mann nicht sonderlich hell oder er nahm das doppelte Maß seines Anführers hin.
Doch Davins Lachen verging bereits wieder. Die Augen waren weit aufgerissen, das Haar klebte bereits nass geschwitzt an seinem Schädel. Der Mund war halb geöffnet, die Lippen bebten. Seine Zähne klapperten und nur noch sehr undeutlich wisperte er: „Alkohol!“.
Dann kippte er nach hinten um und begann laut zu schnarchen.
Am nächsten Tag begannen wir mit der Verfolgung einiger Spuren in südlicher Richtung. Das war eine ermüdende Tätigkeit und bald stellten wir fest, dass wir nicht ganz richtig waren. Es folgte eine Irrwanderung ohne rechtes Ziel durch die Umgebung, bis wir letzten Endes mehr durch Glück als durch Können auf die Leiche eines Ponys stießen, welches bereits vor mehreren Tagen erlegt wurde. Wir folgten der Blutspur, bis wir auf eine Lichtung stießen, in deren Mitte einige Eingeweide lagen. Vorsichtig traten wir näher, doch plötzlich schoss uns ein gewaltiger Insektenschwarm entgegen. Leana und ich konnten rechtzeitig weghechten, doch Davin fehlte wohl der Alkohol, um sich schnell bewegen zu können.
Doch die Blutsauger verzogen sich so schnell, wie sie gekommen waren. Dafür stürmten aus den umliegenden Büschen ungefähr ein dutzend Riesenratten. Sofort stellten wir uns Rücken an Rücken und zogen die Waffen.
Diese ekelhaften, hundegroßen Biester kreisten uns ein und versuchten mit ihren langen Zähnen durch unsere Verteidigung zu dringen und die Beine aufzuschlitzen. Wer jetzt stürzte, würde direkt von diesen Abnormitäten begraben werden.
Aber noch standen wir entschlossen und sogar Davin schien seine phlegmatische Phase überwunden zu haben. Vielleicht wusste er, dass er im Zweifelsfalle keinen Schluck Bier mehr trinken könnte. Zumindest war diese Erkenntnis wohl die einzige Erklärung, dass er plötzlich mit einem starken Hieb den Kopf einer Ratte spaltete.
Beflügelt von diesem ersten Sieg, brüllte ich laut „Ischkur“ und fegte kurz nacheinander zwei Ratten durch die Luft. Die Streitaxt schien zu singen, als das Blut sie traf und sie Knochen und Fleisch zerfetzen konnte.
Aber auch Leana mit ihrem Kurzschwert ließ sich nicht lumpen. In der Tat reichte sogar ihr ein einziger Schlag, um eine dieser Kreaturen zu töten. Wobei „tot“ fast schon untertrieben schien, wie sie das Vieh zerteilte!
Meine anfängliche Skepsis gegenüber dem Kampf in Unterzahl wandelte sich in ein Gefühl der Sicherheit. Ischkur leitete unsere Arme und würde uns zum Sieg führen!
Kurz darauf versenkte Davin wieder seine Klinge im Nacken einer Ratte, welche winselnd niederging. Doch direkt danach sprangen ihn zwei Ratten an und er konnte nur mit großer Mühe ihren Zähnen entgehen. Schweiß lief ihm über den Körper und ich war sicher, dass es dieses mal nicht nur am Alkoholentzug lag.
Noch einmal rief ich meinen Kriegsgott an und bat um seine Führung. Just in diesem Moment erwischte ich eine Ratte mit der Axt, welche wohl zu versessen darauf gewesen war, mir ein Stück aus dem Knie zu beißen. Ihr Kopf segelte leblos davon.
Leana nahm sich an meiner Glaubensfestigkeit ein Vorbild und rief ihren Wolfsgeist an, welcher nichts anderes war, als eine andere Form Ischkurs. So war auch zu erklären, dass ihr nächster Streich von Erfolg gekrönt war und das Blut der Ratte den Boden nässte.
Davin schien jetzt richtig in Rage zu geraten, wenngleich er sich seltsam still verhielt – nur ab und zu ein Keuchen und Stöhnen ausstoßend, dessen wahrer Grund wohl nur war, dass er gerade keinen Schluck Schnaps genießen konnte. Mit einer geschickten Abfolge mehrerer Hiebe zerlegte er fachgerecht gleich zwei Ratten.
Das letzte, verbliebene Scheusal sah uns winselnd an. Dann folgte der Hieb Leanas direkt zwischen die Augen und erledigte das Vieh.
Nach diesem – doch sehr anstrengenden – Kampf, brachten wir einige Meter zwischen uns und diesem blutgetränktem Boden. Wir wollten dort gerade ein Lager aufschlagen, als ein Skorpion von der Größe einer Katze an uns vorbeihuschte. Allerdings schien das Tier nicht wirklich an einer Auseinandersetzung interessiert und verzog sich schnell wieder, sodass wir eine ungestörte Nacht verbringen konnten.
Am nächsten Tag mussten wir leider feststellen, dass uns die bisherigen Spuren kaum weitergeholfen hatten, sodass wir beschlossen, zurück zu der Ponyherde zu gehen und uns nochmal mit den Wachen dort zu unterhalten.
Dort erhielten wir den Hinweis, dass wir noch einmal in der „verfluchten Ebene“ suchen sollten. Da wir mittlerweile feststellten, dass die Spurensuche nicht gerade unser Metier war, folgten wir dem Rat und stapften los.
Ich dachte bereits ans Aufgeben, denn wir irrten nun schon einige Tage ohne irgendein Ergebnis durch die Pampa, da entdeckte Davin die Spuren eines Tieres und Leana konnte feststellen, dass es sich um einen Tiger handelte. Diesen folgten wir bis zu einem Höhleneingang. Dieser war so dicht mit Farn behangen, dass klar war, warum wir ihn nicht bei unserer ersten Durchreise bemerkt hatten.
Wir schlugen die Pflanze bei Seite und traten, einer nach dem anderen, ein. Aber wir waren kaum einige Meter gelaufen, da rutschten wir allesamt aus und schlitterten mehrere Meter hinab. Die Verletzungen waren vergleichsweise heftig, vor allem, da wir bald mit einem Kampf rechneten. Doch Leana zeichnete sich als äußerst kompetente Ärztin aus und versorgte uns.
Währenddessen blickte ich mich in der Höhle um. Wir waren einen steilen und glitschigen Abhang heruntergerutscht. Der Raum um uns war relativ klein, in der Mitte befand sich ein Becken. Der Teich war mit so vielen Pflanzen überwuchert, dass es kränklich wirkte. Darin steckte eine Standarte, welche wir auf dem Rückweg mitnehmen wollten.
Nach links und rechts gingen Tunnel ab, welche wir zu erforschen begannen. Insgesamt fanden wir einen Raum mit äußerst viel Unrat, in dem sich aber auch nichts Wertvolles oder Praktisches finden ließ. Ansonsten entdeckten wir ein seit mehreren Tagen totes Pony.
In einem anderen Raum lagen ein dutzend Skelette herum, sowohl von Menschen als auch von Tieren, unter denen eine Leiche besonders herausstach. Diese war noch nicht so lange tot und hatte einen Fetzen des Banners bei sich, das zu der Standarte im Teich gehörte. Außerdem einen Dolch und eine verrottete Lederrüstung. Ich beschloss, ihm hinterher eine ordentliche Beerdigung zukommen zu lassen, doch vorerst musste die Bestie gestellt werden.
Davin ließ es sich jedoch nicht nehmen, die Verstorbenen zu plündern. Missbilligend stand ich daneben. Vielleicht fand man etwas, um die Toten zu identifizieren, sodass man die Verwandten informieren konnte. Aber der Händler handelte wohl aus einer gänzlich anderen Motivation. Dennoch fand er etwas, dessen Nutzen ich nicht abstreiten konnte: eine Halskette, auf der etwas von der Magiergilde in Mischram geschrieben stand.
Im letzten Raum, der sich uns offenbarte erwartete uns ein großer, nahezu tot aussehender Mann. Seine Haut war gräulich und eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen. Langes, weißes Haar hing ihm ungepflegt über den Schultern. Er wirkte ausgehungert und in seiner ganzen Art sich zu bewegen von einer Schwäche befallen, dass man das Gefühl bekam, er müsse hier schon Jahre zugebracht haben!
Zunächst gab es keinerlei Reaktion auf unser Erscheinen, doch als wir ihn ansprachen und nach seinem Namen fragten, rührte er sich.
„Mein Name ist Argon Drachentöter. Flieht von hier, sonst wird euch die Bestie so einsperren wie mich.“
Der erste Reflex unsererseits war zu fragen, warum er sich denn Drachentöter nenne. Argon behauptete daraufhin felsenfest, einen der Geschuppten getötet zu haben. Anschließend sei er hier geschwächt liegen geblieben und wegen der Bestie nie wieder zu Kräften gekommen.
Ich behauptete nie von mir, Menschen gut einschätzen zu können, doch ich hatte das Gefühl, dass zumindest Argon selbst von seiner Geschichte überzeugt war. Und es konnte keiner abstreiten, dass er hier schon länger verharrte.
„Von welcher Bestie redet Ihr?“
„Habt ihr sie nicht gesehen? Eine riesige Gestalt, die durch die Höhlen lauert und mich immer wieder zurückgetrieben hat, als ich mich befreien wollte. Als ich noch Kraft dazu hatte.“
Kurz danach schilderte er verschiedene Eindrücke, die denen der Menschen aus Kalimar sehr ähnlich waren. Wir schienen hier wohl richtig zu sein, doch uns war die Bestie nicht erschienen!
Kurz danach wechselte der Mann das Thema. Er holte eine Flasche hervor, welche mit waberndem Nebel gefüllt zu sein schien.
„Dies ist die Flasche des Mephistopheles. Die darin enthaltene Macht lässt drei Wünsche des Besitzers in Erfüllung gehen. Ich werde sie euch für nur fünf Silberstücke überlassen!“
Natürlich war unsere Skepsis direkt geweckt.
„Wo ist der Haken?“
Argon schwieg. Stattdessen wiederholte er: „Fünf Silberstücke. Für drei Wünsche! Greift zu oder ihr werdet es ewig bereuen!“
Das wiederholte der Drachentöter wie ein Mantra immer wieder, während wir drei Überlegungen anstellten. Leana war äußerst misstrauisch und ich wäre sogar so weit gegangen, dass man diese Flasche zerstören musste. Es schien einem nahezu ins Auge zu springen, dass hier dunkle Mächte am Wirken waren. Doch ich hatte keine Beweise und auch wollte ich einen alten Greis nicht bedrängen.
Davin dagegen schien nach einigen Überlegungen bereit, das Risiko einzugehen. Er gab dem Mann die lächerliche Summe und nahm die Flasche ganz vorsichtig entgegen. Ihn traf zumindest nicht direkt der Blitz, doch bei Gelegenheit würde ich ihn darauf hinweisen, dass wir diese Hexerei zerstören sollten.
Nun beschlossen wir, die Höhle erst einmal zu verlassen. Dabei wollten wir Argon mitnehmen und die Leiche des einstigen Standartenträgers, um wenigstens ihm ein würdiges Begräbnis zukommen zu lassen.
Das gelang uns auch recht gut, ich schaffte es, die glitschige Stelle zu überwinden und meine Freunde mittels Seil nach oben zu bringen; sogar der alte Greis schaffte es. Bevor wir dann den Namenlosen beerdigten, gingen wir noch einmal zurück in die Höhle. Die Bestie musste irgendwo sein!
Wir suchten die Räume noch einmal ab, bis wir beim toten Pony waren. Der Raum schien uns verändert…ja ein Stück Wand war weg und offenbarte eine Wölbung. Dort fand sich auch nichts, doch plötzlich hörten wir ein Knurren in unserem Rücken. Langsam wandten wir uns um und blickten in die geifernde Fratze eines großen Tigers. Er versperrte den Tunnel. Flucht war ausgeschlossen, so zogen wir unsere Waffen und traten der Bestie wagemutig entgegen.
Die bisherigen Kämpfe unserer gemeinsamen Reise waren ein einziger Witz gewesen. Diese Bestie sprang wild hin und her, eine Geschwindigkeit, bei der es uns kaum gelang auch nur einen Hieb zu setzen.
Von Kampfeswut beseelt hieben wir um uns, voller Freude über jeden kleinen Treffer, den wir landen konnten. Doch der Tiger schien uns dreien haushoch überlegen.
Von diesen Tieren hatte ich stets nur etwas gehört, sie in meiner Heimat mal am Rande erblickt. Doch noch nie gegen sie gekämpft. Sie waren groß und schwer, ihre Pranken hieben fürchterliche Wunden und ohne meine Kettenrüstung hätte mein Fleisch schnell in Fetzen von den Knochen gehangen. Aber sie waren mindestens ebenso flink und mit meiner schweren Axt hatte ich größte Probleme, der Geschwindigkeit folgen zu können.
Davin dagegen schien sich recht schnell eingestellt zu haben und vermochte mit seiner leichteren Waffe hie und da einen Treffer zu setzen. Doch ihm fehlte wirkliche Durchschlagskraft, so provozierte er den Tiger nur, sodass er den Händler immer wieder angriff und bald an die Wand gedrängt hatte.
Leana hingegen schien für die Raubkatze nicht interessant, Ischkur hielt ohne Zweifel eine schützende Hand über die Schamanin, obwohl sie nicht erkannte, wer der eigentliche Herr dieser Welt war.
Um Davins Bedrängnis zu lockern, griff ich mit lautem Ischkur-Schrei von Hinten an und verpasste dem Tiger einen guten Treffer. Doch damit hatte ich die Bestie einmal zu viel provoziert, sie sprang mich an und warf mich um. Alle Luft wurde aus meinem Körper gepresst und nur mit Mühe und Not konnte ich das Schild zwischen ihr und mir bringen, sodass sie mir mein vernarbtes Gesicht nicht noch weiter zerfetzte.
Somit war die Katze jedoch auf dem Präsentierteller. Davin konnte die Pause nutzen, um einen Heiltrank zu trinken, dann griff er zusammen mit der Schamanin an und der Tiger wandte sich wieder ihnen zu.
Ich rappelte mich auf und schloss mich ihnen wieder an. Doch meine Kräfte schwanden und die Streitaxt schien mehrere Tonnen zu wiegen. Kaum einer meiner Hiebe strahlte nur noch ansatzweise eine Gefahr aus. Aber wenn ich traf, waren die Hiebe durchschlagend.
Leana merkte mir meine Schwäche an, nutzte die Missachtung, mit der sie der Tiger beschenkte, und legte mir ihre Hand auf. Neue Kraft strömte in mich! Ich richtete mich wieder zu voller Größe auf und schwang mit lauten Ischkur-Rufen auf den Lippen meine Streitaxt wie nie zuvor in meinem Leben.
Ein Treffer, zwei Treffer. Dieses Mal erwischte ich die Raubkatze richtig. Der Kriegsgott selbst musste meinen Arm führen. Doch versagte ich dabei, meine Abwehr aufrecht zu erhalten. Mit einem Prankenhieb schlug die Bestie meinen Schild bei Seite. Ein zweiter traf meinen Arm und erneut sprang mich der Tiger. Dieses Mal knackten deutlich meine Rippen, ehe sich das Tier wieder von mir herunter machte, um nicht erneut von den anderen getroffen zu werden.
Nun war es an mir, meinen Heiltrank zu nehmen, sonst würde ich nichts mehr treffen können. Die Kräfte Leanas waren dahin und die gebrochenen Rippen behinderten mich in meinen Bewegungen. Während ich den letzten Schluck tat und die Flasche achtlos davonwarf, geschah das schreckliche. Wie in Zeitlupe bewegten sich Davin und der Tiger umeinander. Der Händler sprang vor, bereits aus etlichen Wunden blutend, und versuchte die Bestie direkt am Kopf zu treffen. Diese wich aus und hieb dem Araner gegen das Bein, sodass er stürzte. Noch ehe Leana und ich irgendwas tun konnten, war der Tiger auf dem Rücken Davins und hieb ihm derart in den Nacken, dass das Knacken Echo zu werfen schien.
Entsetzt starrten die Schamanin und ich uns an. Dann packte mich der gerechte Zorn Ischkurs erneut.
„NEIN!“ brüllend sprang ich nach vorne und führte einen gewaltigen Streich mit der Axt. Sie drang hinter dem rechten Ohr der Bestie ein und grub sich einmal hindurch, bis sie auf der linken Seite wieder hervordrang. Der Kopf segelte davon, verformte sich seltsam in der Luft, wurde gräulich und traf als … Schleim gegen die Höhlenwand. Dasselbe geschah mit dem Körper, welcher zerfloss und zwischen dem erdig-moosigen Boden verschwand.
Sofort stürmten wir zu unserem Begleiter. Doch für Davin kam alle Hilfe zu spät. Die Pranke dieses „Wesens“ hatte seine Nackenwirbel zerschmettert, dass sie teilweise vorne aus dem Hals wieder hervortraten.
Leana merkte an, dass es sich bei diesem Monstrum um einen Polymorph gehandelt habe. Er hatte sich wohl als die Wand getarnt, die nun verschwunden war. Die Existenz solcher Geschöpfe war mir unbekannt gewesen und ich war froh, dass zumindest diese Kreatur vernichtet war. Aber der Preis war hoch gewesen. Mit Davins Leiche und der Standarte aus dem Teich kehrten wir der Höhle den Rücken.
Einzig das Amulett der Magiergilde Mischrams nahmen wir Davin ab. Mit dem Rest, insbesondere der Flasche Mephistopheles, beerdigten wir ihn. Auch der Namenlose erhielt eine Bestattung, die ihm hoffentlich endgültige Ruhe gewährte. Von Argon war nichts mehr zu sehen.
Unsere erste Station war nun die Farm, wo wir Unteroffizier Dubrum berichteten, was geschehen war. Der wusste zwar nichts von einem Drachentöter, war aber sichtlich erleichtert darüber, dass die Bestie besiegt war. Mit einer Eskorte sandte er uns zurück nach Kalimar. Dort erhielten wir die umfangreiche Belohnung, die man uns versprochen hatte. Außerdem wurde ein dreitägiges Fest veranstaltet, während dem sich Leana allen mir bekannten und vielen weiteren Lastern hingab, während ich unseres toten Gefährten gedachte und allenfalls Geschichten über unsere Taten erzählte.
Schließlich verbrachten wir noch eine längere Zeit in Kalimar, während der wir unsere Fertigkeiten verbesserten. Letzten Endes kam aber der Tag, an dem wir wieder aufbrachen. Auf den Ponys, die uns die Züchter geschenkt hatten, ritten wir los. In meiner Hand trug ich stolz die Standarte aus dem Teich. Sie war immer noch genauso zerfetzt, aber gewaschen, sodass man die gekreuzten Dolche erkennen konnte.
Unser erstes Abenteuer war beendet, doch weitere würden kommen. Für die Gewinner des Fünfkampfes von Uchano, die Helden von Kalimar und vor allem… für die Streiter Ischkurs!

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